Datenverlust auf Magnetbändern - ein hausgemachtes Problem? Mehr als 30 Prozent aller Befragten unserer Umfrage zusammen mit der EDP berichteten von Problemen beim Zugriff auf ihre Magnetbändern. 10 Prozent konnten ohne professionelle Hilfe gar nicht mehr in der Lage ihre Tape-Daten nicht wiederherstellen. Dabei sind die Probleme oftmals hausgemacht: In vielen Unternehmen bleibt kaum noch Zeit für die Wartung der Tapes und der vorhandenen Bandmaschinen.
Regelmäßige Reinigung mit Cleaning Tapes ist notwendig
Zur Wartung gehört die regelmäßige Reinigung der Bandmaschine. Da Magnetbänder die Daten auf einen magnetisch beschichteten Band speichern und diese über den Schreib-/Lesekopf quasi physisch ausgelesen werden, kommt es automatisch zu Abrieb am Band. Zudem können sich, je nach Umgebungsverhältnissen, Staub und andere Fremdkörper am Kopf ablagern. Dadurch kann nicht nur die Schreib-/Lesefunktion eingeschränkt werden, sondern die auch die Magnetbänder in Mitleidenschaft gezogen werden.
Denn – und das wissen viele Anwender nicht – ist die Lebensdauer von mehr als 30 Jahren auf die Verwendung und Lagerung der Tapes unter optimalen Bedingungen geknüpft. Also faktisch einmal bzw. wenige Male beschrieben und “wegarchiviert”. Im Gegensatz dazu steht die Nutzung von Bandmedien im ständigen Einsatz. Maxell beispielsweise gibt für seine LTO 4 Tapes eine maximale Nutzung von 250 Schreib-/Lesezyklen im Full-Pass-Modus an. Wenn diese erreicht ist, rät der Hersteller ausdrücklich das Band gegen ein neues auszutauschen.
Wie setzt man Cleaning Tapes am besten ein?
Es gibt vier goldene und einfach zu merkende Regeln für den Einsatz von Reinigungskassetten, die unabhängig vom eingesetzten Bandmedium und dem Herstellerformat gültig sind und von jedem Anwender befolgt werden sollten:
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Verwenden Sie ausschließlich Reinigungskassetten, die zur Nutzung des jeweiligen Bandformats zugelassen und zertifiziert sind
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Beachten Sie beim Einsatz die Empfehlungen des Herstellers von Laufwerk bzw. Library wann Reinigungen erfolgen sollen.
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Folgen Sie den Anweisungen des Herstellers, wie oft eine Bandmaschine zu reinigen ist. Reinigen Sie nicht öfter als empfohlen bzw. vom System angefordert
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Achten Sie darauf, dass Ihre Backup- oder Archivierungslösung auch den Einsatz der Reinigungsintervalle mit berücksichtigt und dabei kein Auslesen bzw. Speichern während dieses Zeitraumes ermöglicht
Auch für ältere Formate ist der Einsatz von Reinigungskassetten Pflicht
Aber nicht nur bei LTO-Bandmaschinen ist häufiges Reinigen mit einem Cleaning Tape Pflicht, sondern gerade auch bei älterer Hardware, die bereits einige Jahre auf dem Buckel hat. Es gibt nahezu für jedes Bandformat passende Cleaning-Tapes, die speziell auf die unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Formatversionen und der Hardware-Produzenten angepasst wurden. So gibt es entsprechende Tapes für alle gängigen Technologien wie 3592, T10000, DAT, DLT und AIT.
Für Besitzer und Nutzer von älteren und nahezu exotischen Bandformaten wie Mammoth VXA oder IBM 3480 , die darüber hinaus auch noch herstellerspezifisch sind, wird es dagegen immer schwerer die passenden Cleaning Tapes zu bekommen. Als Nutzer kann man eigentlich nur darauf zu hoffen, dass man entweder zufällig bei einem Spezialanbieter mit alten Beständen oder auf einer Online-Plattform ausreichend viele und passende Cleaning-Tapes kommt. Da diese Methode allerdings sehr stark auf dem Faktor Glück basiert, eignet sich diese Herangehensweise nur für Datenarchive von Unternehmen, deren Tapes wirklich nur in ganz seltenen Fällen ausgelesen werden müssen, wie beispielsweise bei Revisionen oder im Fall von juristischen Auseinandersetzungen. Aber eigentlich sollte kein professioneller Anwender dieser Methode folgen sondern die zeitnahe Ablösung seines Systems vorantreiben.
Cleaning Tapes und häufiges Reinigen sind wichtig - Sie ersetzen allerdings keine Migration
Zwar werden mit der Nutzung von Cleaning Tapes die Lebensdauer auch älterer Bandmaschinen und -formate erhöht, aber irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen sich von seiner alten Hardware zu trennen. Das ist zum Beispiel nicht nur dann der Fall, wenn man alle vorhandenen Reinigungskassetten verbraucht hat, sondern auch dann, wenn die notwendige Software- und Hardware-Unterstützung im Unternehmen nicht mehr gegeben oder schlichtweg zu kostspielig geworden ist. Ist das Unternehmen in einem solchen Fall dann trotzdem noch durch interne oder externe Vorgaben zur Datenhaltung gezwungen, sollte über eine Tape Daten- und Formatmigration nachgedacht werden. Besonders spezialisierte Anbieter wie Ontrack bieten dabei einen umfassenden Service, der von der Prüfung der vorhandene Daten auf den zu migrierenden Medien, über das Auslesen und Überführung in ein neues Band- und eventuell ein neues Datenformat bis zu einem umfassenden und rechtlich einwandfreien Reporting reicht.
In vielen Fällen – und besonders bei Unternehmen deren Aufbewahrungspflichten mehr als 30 Jahre übersteigen – lohnt sich in der Regel ein solches Projekt. Neben der Sicherheit, zukünftig seine alten Daten auf neuen Bänder auslesen zu können, bietet eine Tape Datenmigration auch einen weiteren Vorteil: Je neuer die Technik desto weniger wahrscheinlich ist ein plötzlicher Datenverlust. Und eine Datenrettung nicht mehr lesbarer Banddaten – so zeigt die Erfahrung – ist dann meistens noch kostspieliger und aufwendiger als wenn man beizeiten eine Migration durchgeführt hätte.
Fazit
Niemand anderes als der Anwender selbst ist dafür verantwortlich dass die Kassetten und die Bandmaschinen frei vom Schmutz, Staub und Verunreinigungen sind. Kopierer und Drucker sollten nicht in der Nähe von Laufwerken bzw. offen gelagerten Medien stehen. Das Bandmaschinenlaufwerk, die eigentlichen Kassetten, die Bandaufnahme innerhalb der Tapes, die Tape-Boxen sowie die Betriebs- und Speicherumgebungen müssen stets sauber sein. Dies gewährleistet, dass keine Verunreinigungen zu irreparablen Schäden an Daten führen und sowohl die eingesetzten Daten-Tapes als auch die Bandmaschinen noch lange in einem ordentlichen und funktionsfähigen Zustand bleiben.
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