Im Jahr 2007 kam der Schweizer Spielfilm "I WAS A SWISS BANKER" in die Kinos. Der Film handelt von einem jungen Banker, der deutsches Schwarzgeld über die Grenze in die Schweiz schmuggelt. Bei einer seiner Schmuggeltouren geht etwas schief: Er kann sich und die Geldbörse nur mit großer Mühe vor den Zöllnern retten, indem er in den Bodensee springt. Hier trifft er auf allerlei mystische Gestalten, darunter auch eine Hexe. Mit ihr schließt er eine Wette ab: In maximal drei Versuchen soll er seine wahre Liebe finden. Der Film und die Geschichte, die sich stark an Hans Christian Andersens "Die kleine Meerjungfrau" anlehnt, wurde von der internationalen Filmkritik gelobt und auf Filmfestivals mit Preisen ausgezeichnet. Der Film wird immer noch von Zeit zu Zeit auf der großen Leinwand gezeigt und ist auch auf DVD erhältlich. Aber das ist nicht das Ende der Geschichte und auch nicht die, die wir hier bei Ontrack erzählen wollen.
Dass Märchen manchmal und auch heute noch wahr werden können, dafür haben die Datenretter von Ontrack genau 10 Jahre später gesorgt.
Wie viele Filmemacher haben auch Thomas Imbach und seine Bachim Film Productions (heute Okofilm) den Film damals nicht ganz allein realisiert. Vor allem bei der Postproduktion, dem Importieren des Materials in ein digitales Filmsystem, dem Schneiden des digitalen Materials und der Fertigstellung des fertigen Films waren sie auf professionelle Hilfe angewiesen. Dies wurde damals von einem Schweizer Filmdienstleister übernommen. Nach erfolgreichem Abschluss des Projekts wurde das ursprüngliche digitale Filmmaterial vom Dienstleister auf LTO3-Magnetbändern im Lagerraum aufbewahrt. Dieser Dienstleister hat jedoch den verschärften Wettbewerb in der Branche nicht überlebt, ging in Konkurs und Teile davon wurden schließlich von dem Filmproduktionsdienstleister Cinegrell aus Zürich übernommen.
Mit dem Kauf standen der Firmeninhaber Herr Grell und sein Management jedoch vor einem Problem: Die ehemaligen Kunden des bisherigen Dienstleisters benötigten auch nach vielen Jahren noch das Original-Material ihrer Produktionen. Cinegrell wollte diesen Kundenwünschen so weit wie möglich nachkommen und die Filmemacher bei Anfragen zu archivierten Projekten unterstützen. Unter anderem ging es auch um die Verfügbarkeit von digitalem und originalem Filmmaterial von unzähligen anderen Filmen und Werbespots, darunter "Ich war ein Schweizer Bankier". Dessen Filmemacher Imbach war als Rechteinhaber sehr daran interessiert, dass das Original-Filmmaterial vorgehalten wird und bei Bedarf wieder verwendet werden kann.
Cinegrell stellte bei der Sichtung des vorhandenen Equipments des neu erworbenen Unternehmens schnell fest, dass weder die notwendigen Sony LTO3-Bandlaufwerke noch die passende Backup Exec-Lösung, mit der die Bänder aufgezeichnet worden waren, vorhanden waren. Es waren jedoch mehrere Bänder vorhanden, von denen neun Bänder das gesuchte Filmmaterial von "Ich war ein Schweizer Bankier" enthalten sollten. In dieser Situation wandte sich das Unternehmen an die Datenretter von Ontrack.
Ontrack Datenrettung musste zunächst einmal herausfinden, ob auf diesen Bändern Originalmaterial des Films gespeichert war oder nicht. Und wenn ja, ob es möglich wäre, das Material so zu lesen, dass es wieder verwendet werden könnte. Zu diesem Zweck wurde zunächst eine Testdiagnose an einem der neun Bänder vereinbart und durchgeführt. Es stellte sich heraus, dass diese entgegen der Beschreibung auf den Bändern nicht als Bandsätze, sondern als Einzelbänder gespeichert waren. Der Inhalt des Einzelbandes konnte jedoch im Test ohne größere Probleme ausgelesen werden.
So war nach dem Test eines der neun LTO3-Bänder klar, dass vermutlich das gesamte Filmmaterial des Schweizer Fantasy-Films auf den Bändern lag und nahezu vollständig ausgelesen werden konnte. Daraufhin beschlossen die Filmproduktion Cinegrell und der Rechteinhaber des Films, der Filmemacher Thomas Imbach, gemeinsam, das gesamte Filmmaterial auslesen zu lassen und damit wieder verfügbar zu machen. Dazu mussten die Bänder auf einem kompatiblen Bandlaufwerk aus dem Tape-Labor von Ontrack ausgelesen und die Dateien mit einer proprietären Spezialsoftware entpackt werden.
Nach der Auftragserteilung wurden die verbliebenen LTO3-Bänder ausgiebig auf Beschädigungen und Verunreinigungen geprüft und anschließend mit einem geeigneten Bandlaufwerk ausgelesen. Anschließend wurde der Bandinhalt mit einem selbst entwickelten Ontrack-Imaging-Tool auf der Ontrack-Serverfarm gespeichert. Darunter befanden sich Tausende von einzelnen Digital Picture Exchange (DPX)-Aufnahmedateien, das gängige Dateiformat für die moderne Spielfilmproduktion im Digital-Intermediate-Verfahren. Insgesamt konnten fast alle Filmdateien gelesen werden, mit Ausnahme einer Datei, die von der Backup-Lösung nur teilweise auf dem betreffenden Band gespeichert wurde und daher fehlerhaft und nicht wiederherstellbar war.
Nachdem alle wiederherstellbaren Filmdateien von den Bändern übertragen und auf ihre Qualität überprüft worden waren, mussten sie nur noch auf eine ca. 8 Terabyte große externe Festplatte übertragen und an Herrn Imbach in Zürich ausgeliefert werden. Insgesamt wurde das gesamte Projekt in weniger als zwei Wochen erfolgreich abgeschlossen, und die erste Diagnose des Testbandes lag bereits nach etwa einem Tag vor.
Durch die guten Ergebnisse dieser Banddatenrettung wird noch mehr digitales Material von sogenannten Legacy-Tapes gerettet werden können, auch wenn weder die nötige Hardware noch die richtige Backup-Software vorhanden ist.
Und das ist gar kein Märchen ...
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Bildrechte: Thomas Imbach/Okofilm Productions Zürich